Wo sind die Verpackungen geblieben?

Klartext

Die Berechnung der Marktanteile der dualen Systeme für das vierte Quartal 2023 hat für Verwunderung gesorgt.

Grundlage für die Quartalsberechnung durch die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) sind die Zwischenmeldungen der Dualen Systeme in Deutschland. Diese Zwischenmeldung für das letzte Quartal dieses Jahres ist nun kürzlich erfolgt und wirft aus unserer Sicht Fragen auf.

Deutliche Einbrüche in der Gesamtmengenmeldung

Im Normalfall ist davon auszugehen, dass die Prognosen über die in Verkehr gebrachten Verpackungsmengen im vierten Quartal höher ausfallen als im dritten Quartal. Das liegt hauptsächlich schlicht und einfach am Weihnachtsgeschäft, in dem Unternehmen ihre Absatzmengen üblicherweise – angepasst an das Konsumverhalten der Endverbraucherinnen und Endverbraucher – deutlich steigern.

In diesem Jahr ist der Normalfall allerdings nicht eingetreten. Die Gesamtmarktmenge, die für Q4 gemeldet wurde, liegt in den Bereichen LVP, Glas und PPK deutlich unter dem zu erwartenden Wert – teilweise sogar unterhalb der Mengenmeldungen aus Q3. Diesen Einbruch können wir nicht nachvollziehen, zumal die Prognosen unserer Kunden für die Monate Oktober, November und Dezember erwartungsgemäß ausgefallen sind.

Wir erwarten eine genaue Überprüfung der abgegebenen Zahlen

Die Gründe für diese Abweichung sind für uns nicht ersichtlich. Wir erwarten daher eine genaue Überprüfung dieser Entwicklung durch die ZSVR. Diese hat in der Vergangenheit schon häufig Meldungen kommentiert, zur aktuellen Situation bleibt eine Stellungnahme bisher aus.

Auch die verantwortlichen Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer (bzw. Sachverständigen) müssen in die Pflicht genommen werden, um die Zahlen aus der Zwischenmeldung zu verifizieren.
Es wird zudem sehr interessant sein zu sehen, wie sich die Jahresmeldungen (die sogenannten Q5-Meldungen) im kommenden Jahr entwickeln. Bestätigt sich der prognostizierte Einbruch, oder zeigt sich, dass die Zwischenmeldungen falsch waren?

Wie groß ist der Stellenwert des „Modells der Nachhaltigkeit” in Europa wirklich?

Sollte sich der Mengeneinbruch bestätigen, wären wir mit einer Situation konfrontiert, in der wir eine deutliche Diskrepanz zwischen den gemeldeten Mengen aus dem Vorjahr und den gemeldeten Mengen aus diesem Jahr sehen würden.

Als Systeme setzen wir uns dafür ein, Lösungen für die Sammlung und Verwertung von gebrauchten Verpackungen zu entwickeln und stetig weiterzuentwickeln. Die angesprochene Entwicklung müssten wir allerdings als Anzeichen dafür interpretieren, dass einige Industrieteilnehmer offenbar zunehmend versuchen, sich ihrer Finanzierungsverantwortung in Teilen zu entziehen. Es wird zwar gerne von einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt gesprochen, aber die Taten nach den Worten bleiben oftmals aus.

Die reduzierte Beteiligungsmenge hat zudem negative Auswirkungen auf das Preisniveau für das kommende Jahr. Aus höheren Beteiligungsentgelten entsteht für Industrieteilnehmer ein weiterer Anreiz, nach Möglichkeiten zu suchen, sich den eigenen Verpflichtungen zu entziehen. Als Konsequenz droht letztlich ein Scheitern des wettbewerblichen Systemansatzes und eine mögliche – von manchen politischen Vertretern schon lange geforderte – Rekommunalisierung des Systems. Fairer Wettbewerb braucht Spielregeln, die auch in kritischen Zeiten greifen. Das scheint bei der derzeitigen Ausgestaltung nicht der Fall zu sein.