Ein wichtiger Schritt zurück

Klartext

Seit wir das Format „Klartext“ etabliert haben, wurden darüber vor allem Botschaften mit nachdenklichem, teilweise mahnendem Charakter transportiert. Nicht etwa, um eine Position der moralischen Überlegenheit einzunehmen. Sondern viel mehr, um sich selbst kritisch mit den Entwicklungen unserer Branche und auch über diese Branche hinaus auseinanderzusetzen – und möglicherweise auch den ein oder anderen Denkanstoß zu vermitteln.

Diese Ausgabe des Klartextes möchten wir aber dazu nutzen, uns gemeinsam mit unserer Branche zu freuen. Nämlich darüber, dass wir uns in diesem Jahr nach viel zu langer Zeit wieder persönlich treffen und austauschen konnten. Auf der IFAT 2022 waren wir in München zu Besuch und konnten viele konstruktive Gespräche führen und anregende Vorträge hören. In den vergangenen Jahren haben wir alle zusammen gelernt, dass die teamübergreifende und internationale Zusammenarbeit auch über Video-Calls möglich ist und sogar sehr gut funktioniert, ohne dass die Produktivität darunter leidet. Während der diesjährigen IFAT haben wir nun wieder festgestellt, dass der persönliche Kontakt dennoch nicht gänzlich zu ersetzen ist – eine sehr gute Erfahrung und in meiner Wahrnehmung ein wichtiger Schritt zurück in die Zeit der Veranstaltungen und Messen.

Informativ und relevant – echter Mehrwert durch das IFAT-Rahmenprogramm

Neben den teilweise beeindruckenden Standplätzen der jeweiligen Unternehmen war vor allem das umfassende Rahmenprogramm der IFAT sehr informativ. Aus unserer Sicht natürlich gerade die Veranstaltungen im Umfeld „Kreislaufwirtschaft & Ressourceneffizienz“. Auf dem Standplatz des BDE (Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V.), wurde unter anderem eine aktuelle Studie des Öko-Instituts und der gemeinsamen Initiative der dualen Systeme „Mülltrennung wirkt“ vorgestellt. Laut dieser Studie werden durch die Sammlung, Erfassung und Verwertung von Verpackungen in Deutschland jährlich 1,95 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.

Und auch mein Reclay-Geschäftsführungskollege Jens Nießmann ist als Speaker aufgetreten. Im Namen der dualen Systeme durfte er den gemeinsamen Vorschlag der Systembetreiber zu einer Neuausrichtung des §21 VerpackG vorstellen.

Moderne Kreislaufwirtschaft braucht sinnvolle Innovationen

Neben diesen persönlichen Highlights waren aus unserer Sicht besonders die Ansätze begrüßenswert, die mit ihren Ideen den dringend notwendigen „frischen Wind“ in die Branche bringen wollen. Innovation, Technologie und Digitalisierung müssen wesentliche Treiber der modernen und globalen Kreislaufwirtschaft sein, wenn wir Herausforderungen wie Ressourcenknappheit und Klimawandel ernsthaft etwas entgegensetzen wollen. Wir freuen uns darum über alle neuen oder bestehenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Branche, die mit kreativen Lösungen etwas bewegen möchten.

Aber – und hier findet sich nun doch noch der mahnende Abschluss im Klartext – Innovationen sollten immer auch auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragt werden. Bestehende Systeme weiterzuentwickeln und zu ergänzen ist gut und wichtig. Funktionierende Systeme durch unüberlegten Aktionismus zu gefährden ist jedoch kontraproduktiv.

Insgesamt blicken wir auf eine gelungene Wiederaufnahme des Branchentreffens im Rahmen der IFAT zurück und gehen mit viel Zuversicht und Tatendrang in die zweite Jahreshälfte. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir gemeinsam mit vielen weiteren Stakeholdern an einer zirkulären Vision arbeiten und unsere individuellen Stärken vereinen können.

Raffael A. Fruscio
Raffael A. Fruscio, geschäftsführender Gesellschafter © Raan GmbH

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