Mechanisches und chemisches Recycling
Klartext
Miteinander statt gegeneinander
In Industrie und Abfallwirtschaft wird zurzeit viel und gerne über die Vor- und Nachteile von chemischem und mechanischem Recycling diskutiert. An vielen Stellen zeichnet sich ein Konfrontationskurs ab, auf dem die beiden Ansätze miteinander konkurrieren. Diesen Diskurs halten wir für falsch. Denn beide Ansätze können und müssen in Zukunft nebeneinander und miteinander funktionieren. Schließlich geht es darum, die Recyclingziele der Gesellschaft zu erreichen und dafür muss in einer modernen Kreislaufwirtschaft jede funktionierende Technologie miteinbezogen werden.
Ergänzendes Potential fördern
Aus der chemischen Industrie wird häufig auf die neuen Verwertungsmöglichkeiten verwiesen, die das chemische Recycling mit sich bringen kann. Wir sprechen uns grundsätzlich immer dafür aus, sich mit neuen Ansätzen, Technologien und Prozessen auseinanderzusetzen und in deren Weiterentwicklung zu investieren. Sowohl das mechanische wie auch das chemische Recycling sind Teil der Kreislaufwirtschaft. Beide werden sich massiv nach vorne entwickeln müssen. Derzeit wird weltweit sehr kreativ und innovativ an dieser Entwicklung gearbeitet und es wird intensiv investiert.
Denn gerade im Bereich von Nahrungsmitteln und Körperpflegeprodukten ist das mechanische Recycling – außerhalb geschlossener Pfandsysteme – noch nicht in der Lage, den Stoffkreislauf entsprechend hochwertig zu schließen. Allein im Hinblick auf diese Produkte, ist es wichtig, dass sich die neuen Technologien etablieren. Wir sind zuversichtlich, dass in wenigen Jahren sehr ausgereifte Technologien an den Markt gehen werden, die massiv dazu beitragen können, hochwertiges Recycling umzusetzen.
Wir verfolgen sehr nah und intensiv die Entwicklungen unterschiedlichster Technologien. Chemische Recyclingprozesse haben in naher Zukunft mit Sicherheit das Potenzial, das mechanische Recycling von Kunststoffen auch in Europa sinnvoll zu ergänzen. Wir wissen, dass bereits heute in Nord- und Südamerika – wo das chemische Recycling übrigens „Advanced Recycling“ heißt – schon mit bestehenden, hochmodernen Anlagen gearbeitet wird. Auch in den europäischen Ländern Großbritannien und Frankreich sind bereits Anlagen in Betrieb bzw. können in Kürze den Betrieb aufnehmen. Daher blicken wir optimistisch in die Zukunft einer europäischen Kreislaufwirtschaft.
Wir brauchen eine zukunftsorientierte Koexistenz
Wir denken, dass es in der jetzigen Phase vor allem entscheidend ist, nicht in verschiedenen Lagern zu denken. Vielmehr muss es unser Ziel sein, immer die beste Lösung für die weitere Optimierung unseres Systems und unserer Prozesse im Sinn zu haben.
Und dafür ist die Förderung beider Ansätze unbedingt notwendig, indem die geballte Innovationskraft in einem Miteinander in die Weiterentwicklung beider Technologien gesteckt wird. Nur so werden wir auf lange Sicht unsere Recycling- und Umweltziele erreichen und Kreisläufe schließen.
Ziele, zu denen sich auch Politik, Gesellschaft und Industrie endlich klar bekennen müssen. Denn es steht fest, dass Innovationskraft immer auch mit Investitionen verbunden ist.