Interview: Nicole Bischof, Leiterin Stoffstrom Österreich

Nicole Bischof leitet seit knapp 2 Jahren die Abteilung Stoffstrom am Wiener Standort der Reclay Systems GmbH. Gemeinsam mit ihrem Team kümmert sie sich um die Sammlung und Sortierung und das Recycling der Verpackungsabfälle unserer Kunden in Österreich. Bevor sie zur Reclay Group kam, arbeitete sie 18 Jahre lang in der Entsorgungsbranche im Stoffstrom. Sie absolvierte dort auch ihre Ausbildung zur abfallrechtlichen Geschäftsführerin. Warum Nicole Bischof die Seiten gewechselt hat, wie sie ihren Alltag im Job beschreibt und worin die aktuellen Herausforderungen der Branche liegen, erfahren Sie hier im Interview.

Du kommst aus der Entsorgungsbranche, warum hast du zur Reclay Group gewechselt?

Ich habe insgesamt 18 Jahre lang in der Entsorgungsbranche gearbeitet. Obwohl ich meinen Job sehr schätzte, hat mir doch etwas gefehlt. Da die Reclay Systems zu unseren Kunden zählte, kenne ich Gottfried Bieglmayer und sein Team schon sehr viele Jahre. Ich wusste um das positive Betriebsklima und die innovative Vorreiterrolle der Reclay Group. Als sich schließlich eine passende Gelegenheit ergeben hat – Gottfried suchte eine Nachfolge für seine bisherige Teamleiterin – habe ich sie, ohne zu zögern, ergriffen. Und bis heute bin ich glücklich in meiner neuen Funktion und habe den Wechsel kein einziges Mal bereut.

Wie siehst du deine Rolle im Unternehmen?

Die langjährige Erfahrung aus der Entsorgungswirtschaft ist ein ausgezeichneter Grundstock und hilft mir bei der täglichen Arbeit. Mir ist bewusst, worauf es bei Verhandlungen ankommt, welche Punkte beachtet werden müssen oder wo noch Potenzial versteckt ist. Ich sehe mich auch ein wenig als Bindeglied zwischen dem System und den Entsorgern. Ich kenne beide Seiten und kann daher die Interessen der Reclay Group ideal vertreten.

Natürlich gab es für mich anfangs viel zu Lernen, das Systemgeschäft bringt viele neuen Themen mit sich, die auch stark von umweltpolitischen Entwicklungen oder einer neuen Gesetzgebung abhängig sind. Aber all meine Erwartungen an den neuen Job haben sich vollends erfüllt. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und wir sind ein sehr gut eingespieltes und engagiertes 5-köpfiges Team, auf das ich sehr stolz bin.

Positiv überrascht hat mich, dass die Reclay Group und ihr Schwesterunternehmen RecycleMe aus so vielen Frauen – auch in der Führungsebene – besteht. Das ist in der Entsorgungsbranche nicht üblich.

Worin siehst du die aktuellen Herausforderungen unserer Branche?

Ich war gerade erst auf Urlaub und mit dem Rennrad im Süden Europas unterwegs. Die Strände und die Natur sind immer noch zugemüllt, den Menschen – und auch vielen Urlaubern – fehlt einfach das Bewusstsein für unsere Umwelt. Das kann ich einfach nicht verstehen und es macht auch oft richtig traurig, warum wir so sorglos mit unserem Planeten umgehen. Wer jetzt glaubt, das ist bei uns aber nicht so, der irrt sich gewaltig: Auch in Österreich finde ich beim Radfahren viel Müll und leere Verpackungen in der Natur. Ich wünsche mir, dass das Bewusstsein für Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft in den Köpfen der Menschen gestärkt wird. Es wird gerade so vieles vereinheitlicht (z.B. die Einführung eines Pfandsystems für Einweg-Getränkeverpackungen, das Verbot für Einweg-Kunststoffprodukte, die Vereinheitlichung der Sammlung in ganz Österreich) und trotzdem fehlt es teilweise am Engagement jedes einzelnen. Das muss sich dringend ändern.

Eine weitere Herausforderung sehe ich bei der Umsetzung der Verpackungsverordnung für das Sammelsystem in Gewerbebetrieben. Hier sieht es aktuell so aus, dass es den Betrieben leichter gemacht werden soll, ihre Abfälle sortenrein (also z.B. getrennt nach Styropor, Folien, Hohlkörper etc.) in eigenen Behältern zu sammeln und vom Entsorger abholen zu lassen. Die Transportkosten sollen die Sammel- und Verwertungssysteme tragen, dafür bekommen wir im Gegenzug die Wertstoffe in den Kreislauf zurück. Doch seit Monaten laufen schwierige Verhandlungen, wie das Gesetz umgesetzt werden kann und es geht in Wahrheit auch um die Wirtschaftlichkeit. Dabei sollten wir die Betriebe motivieren, mehr und vor allem getrennt zu sammeln, damit wir den Stoffkreislauf schließen können.

Und nicht zu vergessen ist der Transport mit der Bahn. Auch hier wird noch einiges auf uns und die gesamte Abfallwirtschaft zukommen: Ab einem Transportweg von 300km muss ein Schienentransport durchgeführt werden, wenn die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung steht. Leider ist es meistens so, dass eben keine Infrastruktur vorhanden ist und nur noch die Straße bleibt. Das Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) schreibt aber vor, dass ab dem 01.01.2024 die Mindeststrecke auf 200km und ab dem 01.01.2026 auf 100km verkürzt wird. Parallel sind massive Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Aus diesem Grund setzen wir bei Reclay  schon auf das Prinzip der Nähe, um weite Strecken zu vermeiden und CO2 einzusparen.

Was schätzt du besonders in der täglichen Arbeit?

Ich habe ein sehr tolles Team rund um mich, es ziehen alle an einem Strang. Bei uns gibt es keine Einzelkämpfer, sondern ehrliche und verlässliche Teamplayer. Von Beginn an wurde mir seitens der Geschäftsführung vollstes Vertrauen in meine Kompetenz geschenkt, daher arbeite ich sehr selbständig und treffe eigene Entscheidungen. Die Reclay Group ist ein sehr modernes Unternehmen, agiert in Punkto Human Ressource stets zeitgemäß und bietet viele Möglichkeiten, sich beruflich zu entfalten. Das alles schätze ich sehr.

Spannend finde ich es auch, dass ich im Gegensatz zu meiner vorigen Position mit Entsorgungspartnern aus ganz Österreich zu tun habe. Früher hat sich mein Netzwerk nur auf den Osten von Österreich beschränkt. Es ist schön, diese Partner auf Branchenevents auch persönlich zu treffen und sich über neue Entwicklungen und Trends auszutauschen.

Und ein ganz besonderer Benefit ist für mich der eigene Beitrag zum Umweltschutz, den ich mit meiner täglichen Arbeit leisten kann. Das ist mir ein großes Anliegen und wird mir jeden Tag aufs Neue bewusst.

Nicole Bischof, Leiterin Stoffstrom Österreich

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