Mengenentwicklung hat weitreichende Auswirkungen
In den vergangenen Tagen und Wochen sind die Entwicklungen der Lizenzmengen im Systemgeschäft das zentrale Thema. Auch wir haben uns bereits wiederholt dazu geäußert, dass wir diese Entwicklungen nicht nachvollziehen können, sondern mit Besorgnis beobachten.
Weitreichende Auswirkungen
Auch im dritten Quartal 2024 bleiben die gemeldeten Mengen aus den Fraktionen Glas, Papier und LVP in Deutschland weit hinter den Vergleichswerten aus dem Vorjahr zurück. Gleichzeitig steigen die Erfassungsmengen. Was im ersten Anschein wie ein Erfolg für die Umwelt kling, ist in Wahrheit sehr besorgniserregend.
Am Beispiel der LVP-Verpackungen verdeutlicht: Während die Gesamtmarktmengen aktuell auf sehr niedrigem Niveau stagnieren, steigen die Sammelmengen. Damit steigen auch die Sortiermengen. Und damit steigen die Kosten für die dualen Systeme.
Hauptursächlich verantwortlich für das Auseinanderlaufen von beteiligten Gesamtmarktmengen und Sammelmengen sind nach derzeitigen Beobachtungen Fehlwürfe. Also fälschlicherweise in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack entsorgte Abfälle. Das führt dazu, dass ein immer größer werdender Anteil der sortierten Mengen verbrannt werden muss, was mit empfindlichen Kosten verbunden ist. Seit Januar 2024 sind Abfälle, die verbrannt werden, zudem als Brennstoffe einzustufen und unterliegen damit zusätzlich einer CO2-Steuer. Ob neben Fehlwürfen auch das bewusste Untermischen von gewerblichen Abfällen durch einige Entsorgungsunternehmen zu diesem Effekt beiträgt, muss derzeit noch geklärt werden.
Die Situation auf dem Rohstoffmarkt belastet die Systeme zusätzlich
Zusätzlich zu dieser Belastung herrscht weiterhin eine nachhaltig niedrige Nachfrage nach recycelten Rohstoffen. Kunststoffrecycler prognostizierten schon zu Beginn 2024 ein schwieriges Jahr. Im Umkehrschluss ist auf der anderen Seite auch die Nachfrage nach dem sortierten Material aus den dualen Systemen sehr gering.
All diese Entwicklungen führen dazu, dass die dualen Systeme in Deutschland mit einer großen Herausforderung konfrontiert sind und gleichermaßen auf unerwartet hohen Kosten und einer geringen Nachfrage nach sortiertem Material sitzen bleiben.
Ähnliche Entwicklungen auch international zu beobachten
Mit unserer Unternehmensgruppe setzen wir uns für eine internationale Kreislaufwirtschaft ein und sind auch über die deutschen Ländergrenzen hinaus aktiv. Reclay betreibt auch in Österreich ein Sammel- und Verwertungssystem für Verpackungen. Und auch in Österreich beobachten wir ähnliche Entwicklungen.
Zusätzlich wird sich die Systemlandschaft in Österreich auf die Einführung des Pfandsystems in 2025 einstellen müssen. Das wertvolle Getränkeverpackungen aus der gelben Tonne ins Pfandsystem gehen ist zwar eine wirtschaftliche Herausforderung für die Systeme, aber ökologisch sinnvoll. Unter Druck kommen die Systeme erst, weil trotz der abzusehenden geringeren Menge an Verpackungen in der gelben Tonne, der Aufwand für die Sammlung gleich wie 2023 zu erbringen ist. Hier entstehen dem System Kosten, die rein aus politischem Kalkül nicht optimiert werden dürfen.
Die Konsequenz ist eine Steigerung der Beteiligungsentgelte
Zunächst tragen natürlich die Systeme die Hauptlast der Konsequenzen aus diesen Entwicklungen. Wer allerdings einen Schritt weiter denkt sieht schnell, dass es dabei nicht bleibt.
Denn die Systeme werden diese Entwicklungen in ihren Preisen berücksichtigen müssen. Sonst ist die eigene Wirtschaftlichkeit gefährdet. Dabei sprechen wir aus Reclay-Perspektive sowohl für unsere Systemleistungen in Deutschland als auch in Österreich.
Es wird dementsprechend im Jahr 2025 zu nicht zu vernachlässigenden Preissteigerungen für die Beteiligung von Verpackungen kommen. Die Tatsache, dass sich diese Preissteigerungen auch in den Produktpreisen für Endverbraucherinnen und Endverbraucher widerspiegeln dürfte, wollen wir an dieser Stelle ebenfalls nicht unerwähnt lassen.
Es braucht faire Lösungen und das Zusammenspiel aller Beteiligten
Wir sehen in dieser Situation eine große Gefahr für das System der Sammlung und Verwertung von Verpackungen in Deutschland und Österreich. Strukturelle Anreize, Restmüll über die Systeme zu entsorgen, müssen noch besser aufgedeckt und in der politischen Diskussion berücksichtigt werden. Denn Fehlwürfe – die nicht weniger sind als Verstöße gegen das Umweltrecht – führen nicht nur zu unfairen Kostenverlagerungen, sondern wirken auch den Zielen der Kreislaufwirtschaft entgegen, da sie die Qualität der Recyclingprozesse verschlechtern.
Aus diesem Grunde appellieren wir an alle Beteiligten sich für eine faire Lösung einzusetzen und im jeweils eigenen Wirkungsfeld die nötigen Schritte einzuleiten, um auch weiterhin ein funktionierendes System sicherzustellen.